Gedenktafel für Friedrich II.
Friedrich II. (der Große) war 1740–1786 preußischer König. Prenzlau erhielt am 9.12.1906 auf dem Obermarkt ein Bronzedenkmal, das der Berliner Bildhauer Glümer schuf. Auch dieses Denkmal wurde vom Prenzlauer Bürger Witt gestiftet. Nach Hinrichs hat es den Zweiten Weltkrieg noch überdauert. Es sei 1947 umgerissen und dann zur Kläranlage geschafft worden. Hier verliert sich seine Spur. Der Sockel des Denkmals stand dann noch bis 1960. Dann wurde auch er entfernt.
Von unserem Vereinsmitglied Hans-Jürgen Schulz erhielten wir den Hinweis, dass der Sockel des Denkmals zerschnitten und anschließend zu Grabsteinen verarbeitet wurde. Jeweils ein daraus gefertigter Grabstein steht heute auf dem Friedhöfen in Dedelow und Prenzlau. Ein dritter befindet sich noch beim Steinmetz Ernst Missfeldt in der Friedhofstraße. Auf Anregung der von Jürgen Theil geleiteten Projektgruppe am Christa-und-Peter-Scherpf Gymnasium konnte daraus eine Erinnerungsstein angefertigt werden, der etwa am Originalstandort (in der 2013 eröffneten Stadtinformation auf dem Markt) in den Boden eingelassen wurde. Er trägt die Inschrift:
Festrede anlässlich der Enthüllung der Gedenktafel für den Preußenkönig Friedrich II.
vorgetragen von der Schülerin Josephine Schütte, Klasse 8/3
Sehr geehrte Damen und Herren,
im Jubiläumsjahr des Preußenkönigs Friedrich II. wird viel diskutiert über einen Monarchen, der bis heute zu vielen Spekulationen und unterschiedlichsten Bewertungen Veranlassung gibt. Friedrich II., der sich in der Stadt Prenzlau nur ein einziges Mal aufgehalten hat, als er als Kronprinz 1737 seinen Vater auf einer Inspektionsreise begleitete, hinterließ auch einige Spuren in der Uckermark, die auf seine Regierung als König zurückgehen. So gehören neben seinen zahlreichen Reformen und Maßnahmen, wie z. B. die Trockenlegung des Oderbruchs, die Förderung der Landwirtschaft, die innere Kolonisation, die auch mit neuen Ortsgründungen in der Uckermark einherging, auch Eingriffe in Versorgung und Ausbildung der Soldaten. In seiner Regierungszeit entstanden in Prenzlau zwei erste Kasernen, die heute zu den ältesten erhaltenen in Deutschland zählen. Die von Friedrich maßgeblich mitgeprägten preußischen Tugenden wie „Mut, Pflichterfüllung, Gehorsam, Treue, Pflichtbewusstsein und Tapferkeit“ wurden in den Jahren des Dritten Reiches schamlos missbraucht, was die Alliierten 1947 dazu bewegte, den Staat Preußen, den es zu diesem Zeitpunkt eigentlich gar nicht mehr gab, dennoch für aufgelöst zu erklären. Aber weder Friedrich II. noch Preußen sollten auf den Militarismus reduziert werden. Dies erkannte offensichtlich auch der Prenzlauer Ehrenbürger Witt, der für die Bürger dieser Stadt ein weiteres Denkmal stiftete, das vor über 100 Jahren am 9. Dezember 1906 auf dem Obermarkt, genau an dieser Stelle wo wir heute stehen, enthüllt wurde. Das von dem Berliner Bildhauer Glümer geschaffene Bronzedenkmal Friedrichs II., ist vom Künstler bereits ein Jahr zuvor für den an der Oder gelegenen märkischen Ort Letschin geschaffen worden. Während das in Letschin stehende Friedrich-Denkmal noch heute vorhanden ist, wurde das in Prenzlau aufgestellte Denkmal 1947 entfernt. Zum Verbleib gibt es bis heute verschiedene sich widersprechende Augenzeugenberichte, denen wir, die Klasse 8/3, im Rahmen unserer Wettbewerbsarbeit nachgegangen sind. Immerhin führten unsere Recherchen zu einem noch vorhandenen Rest des Denkmalsockels, der noch bis 1960 als Litfaßsäule diente und dann zu Grabsteinen verarbeitet wurde. Ein letztes erhaltenes Stück davon tauchte dann in der Steinmetz-Werkstatt Missfeld auf, was uns dazu inspirierte, im Friedrich-Jahr auch in Prenzlau an diesen Preußenkönig zu erinnern. Erinnerungswürdig erscheinen uns seine für damals fortschrittlichen Gedanken, seine Reformen und seine Toleranz anderen gegenüber, die wir uns auch für die Gegenwart wünschen. Sein Ausspruch „Jeder soll nach seiner Fasson selig werden“ sollte ein Exportschlager „Made in Brandenburg“ werden. Und vielleicht kann ja auch seine besondere Affinität für den Kartoffelanbau für die Stadt Prenzlau, die Stadt des Nudelbarons, wirtschaftlich nachhaltig von Nutzen sein. Wenn wir heute zu Ehren Friedrichs des Großen anstelle von Blumen Kartoffeln – pardon Nudeln – auf diese Granitplatte legen, dann gedenken wir seiner auf eine besondere Weise, die dem Alten Fritz sicher gefallen hätte.