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2022 Wilhelm Zimmermann – Ehrengabe des UGVP 2022

Ehrengabe des UGVP für verdienstvollen Historiker

Wilhelm Zimmermann wurde am 26. Juli 1932 in Prenzlau geboren, wo er auch das Kriegsende 1945 und die ersten Zerstörungen im Stadtgebiet als Augenzeuge erlebte. Er besuchte die Puschkin-Oberschule in Prenzlau, wo er 1952 das Abitur ablegte. Nach seiner Lehrausbildung studierte er Schiffbautechnik in Wismar und Hamburg. Bis 1995 war er auf verschiedenen Großwerften und im Anlagenbau für verfahrenstechnische Prozesse auch im Ausland tätig. Seit mehreren Jahrzehnten beschäftigt sich Wilhelm Zimmermann intensiv mit der Prenzlauer Stadtgeschichte. Seine regionalen Forschungen zum Kriegsgeschehen 1939-1945 fanden auch überregional große Beachtung. So hat er mit seinen Arbeiten „Zehn Tage im April 1945. Die Zerstörung der Stadt Prenzlau im Zweiten Weltkrieg“ (1992) und „Fürstenwerder 1944/45. Kriegsereignisse in einer uckermärkischen Idylle“ (2002 und erw. Aufl. 2015) einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung der jüngeren Geschichte des Kreises Prenzlau geleistet. Auf der Grundlage seiner Recherchen konnten 2003 bis 2006 u.a. Suchgrabungen nach Soldatengräbern im Damerower Wald erfolgreich durchgeführt werden. So konnte die Identität im Zweiten Weltkrieg gefallener Soldaten aufgeklärt und ihnen ein würdiges Begräbnis ermöglicht werden. Beachtenswert ist auch seine biographische Darstellung über den Gauleiter Wilhelm Kube (1887-1943), die in zwei Teilen (1989 und 1995) erschien und sein im Heimatkalender veröffentlichter Bericht zum Fliegerhorst in Prenzlau.
Wilhelm Zimmermann, der über ein sehr umfangreiches Privatarchiv verfügt, interessierte sich aber auch für die Geschichte der Stadt Prenzlau nach 1945. Aus seiner Feder stammt die Datenchronik der Stadt Prenzlau, die anlässlich der 750-Jahrfeier der Stadt vom Heimatkreis Prenzlau herausgegeben wurde. Seinem Gespür für historische Momente verdanken wir beeindruckende Fotos von Militärparaden auf dem Marktplatz (damals „Ernst-Thälmann-Platz“), von Schaufensterauslagen, Wahlplakaten und Ereignissen der Wendezeit, die inzwischen Aufnahme in Bildbänden fanden. Der „Exilprenzlauer“ Zimmermann ist bis heute ein gefragter Gesprächspartner, wenn es um eine Außensicht auf die Stadt Prenzlau geht. Er verfügt über viele Kontakte und ist sehr gut informiert über die Entwicklung der Stadt, die er aus der Ferne in enger Verbundenheit verfolgt. Er besitzt eine beeindruckende Detailkenntnis über Persönlichkeiten, Baudenkmale und Ereignisse. Auf seine Expertisen kann man sich zumeist verlassen, denn sie sind immer mit zuverlässigen Quellen entstanden. So ist es auch nicht verwunderlich, dass historische Studien, bis hin zu Dissertationen, mit seiner Unterstützung entstanden. Viele von Zimmermann angestellte Recherchen fanden auch Eingang in das Prenzlauer Stadtlexikon. Als Mitglied im Uckermärkischen Geschichtsverein hat sich Zimmermann darum bemüht, die ehrenamtliche Arbeit zu unterstützen und durch die Etablierung von Arbeitsgruppen zu professionalisieren. Seine hohen Ansprüche waren bisher jedoch weder personell noch finanziell umsetzbar. Gemeinsam mit Gerhard Kegel und anderen Vereinsmitgliedern setzte er sich erfolgreich für die Unterschutzstellung der Baracke in Birkenhain ein, die von KZ-Häftlingen aus Ravensbrück errichtet wurde. Weniger erfolgreich verliefen seine Bemühungen zur Unterschutzstellung eines Wandbildes in der Friedhofstraße, das einen Rotarmisten zeigt und inzwischen unter einer Wärmedämmung verschwand.
Es gibt nur wenige Autodidakten, die sich aufgrund ihrer Profession Historiker nennen dürfen. Wilhelm Zimmermann gehört zweifelsfrei dazu.
Anlässlich seines 90. Geburtstages würdigte der Vorstand des Uckermärkischen Geschichtsvereins zu Prenzlau e.V. die langjährige verdienstvolle Tätigkeit von Wilhelm Zimmermann, der sich seit vielen Jahren intensiv und sehr akribisch mit der Geschichte der Stadt Prenzlau und der Uckermark beschäftigt, mit einer besonderen Ehrengabe, die erst zum dritten Mal vom UGVP vergeben wurde.

Ehrengabe des UGVP

Wilhelm Zimmermann (Foto: Vereinsarchiv)

Prenzlauer Zeitung 25.07.2022